27.01.2023

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COVID-19: Impfung schützt auch Menschen mit Blutkrebs

Forschende aus Freiburg und München zeigen, dass auch Patient:innen mit Lymphdrüsenkrebs und der Blutkrebserkrankung „Multiples Myelom“ eine gute Immunantwort auf die Corona-Impfung aufweisen. Darüber wurde eine Studie im Fachmagazin Nature Cancer veröffentlicht.

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© Foto von Towfiqu barbhuiya auf Unsplash

Menschen mit Blutkrebserkrankungen haben häufig eine Immunschwäche und damit verbunden ein erhöhtes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung. Einige Therapien führen auch dazu, dass diese Patient:innen keine oder kaum Antikörper nach einer COVID-19-Impfung gegen SARS-CoV-2 bilden. Ein Team des Universitätsklinikums Freiburg, der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und des LMU Klinikums, darunter Forschende des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandorte Freiburg und München, hat nun die Impfantwort bei diesen Patient:innen charakterisiert, um Rückschlüsse auf den Schutz vor schwerer Erkrankung durch SARS-CoV-2 zu ermöglichen. Das DKTK Joint Funding Program, welches standortübergreifende Forschungsprojekte innerhalb des DKTK fördert, ermöglichte die Zusammenarbeit zwischen den beiden Standorten und führte letztlich zur Idee dieser longitudinalen Impfstudie. Zudem handelt es sich um eine übergreifende Kooperation der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) zwischen dem Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) und dem DKTK am Beispiel von COVID-19.

Starke T-Zell-Antwort auf die COVID-19-Impfung

„Wir konnten zeigen, dass alle Patient:innen, einschließlich der Patient:innen, die aufgrund ihrer Therapie keine Antikörper gegen das Spike-Protein nach Impfung bilden können, zumindest eine sehr stabile T-Zell-Antwort aufweisen. Dies dürfte mit ein Grund dafür gewesen sein, dass Durchbruchsinfektionen auch bei den Studienteilnehmern, die bisher keine spezifischen Antikörper nach Impfung bilden konnten, nur leicht bis mittelschwer ausgefallen sind“, erklären die Ko-Studienleiterinnen und Erstautorinnen Dr. Andrea Keppler-Hafkemeyer und Dr. Christine Greil, die in der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Freiburg regelmäßig Patient:innen mit Blutkrebserkrankungen betreuen. 

In dieser Studie verglichen die Wissenschaftler:innen des Weiteren die Quantität und Qualität von Antikörpern und T-Zellantworten gegen das Spike-Protein nach zwei- und dreimaliger COVID-19-Impfung bei Patient:innen mit Blutkrebs und bei gesunden Probanden. 

Hochqualitative Antikörper gegen verschiedene SARS-CoV-2-Varianten

Ein besonders interessantes und auch überraschendes Ergebnis ist, dass Patient:innen, bei denen die Eigenschaft, Antikörper zu bilden, erhalten ist, qualitativ hochwertige Antikörper gegen das Spike-Protein produzieren. Sie weisen bereits früh nach der zweiten Impfung sogar bessere Fähigkeiten zur Neutralisation und damit Inaktivierung gegen unterschiedliche SARS-CoV-2-Varianten auf, als dies bei Gesunden der Fall ist.

Diese wichtigen Ergebnisse sind nur dank einer engen klinischen und wissenschaftlichen Kollaboration zwischen zahlreichen Mitarbeiter:innen der Klinik für Innere Medizin I (Ärztlicher Direktor und Mitautor der Studie Prof. Dr. Justus Duyster), dem Max von Pettenkofer-Institut der LMU unter Leitung des Virologen und Seniorautors der Studie Prof. Dr. Oliver T. Keppler und dem Ko-Erstautor Dr. Paul R. Wratil sowie der Medizinischen Klinik III des LMU-Klinikums (Ärztlicher Direktor und Mitautor der Studie Prof. Dr. Michael von Bergwelt) mit dem Ko-Seniorautor PD Dr. Andreas Moosmann möglich gewesen. Die Arbeitsgruppe von Prof. Keppler ist darauf spezialisiert, neben der Antikörperkonzentration, insbesondere die Stärke der Bindung zwischen Antikörper und dem Spike-Protein sowie die Fähigkeit von Antikörpern, SARS-CoV-2-Varianten in Zellkultur im Hochsicherheitslabor zu neutralisieren, zu untersuchen. 

Die Autor:innen kommen zu dem Schluss, dass die COVID-19-Impfung eine breite antivirale Immunität einschließlich hochpotenter neutralisierender Antikörper bei verschiedenen Blutkrebserkrankungen hervorrufen kann. Sie empfehlen daher die Mehrfachimpfung für Patient:innen mit Blutkrebs ohne Therapieunterbrechung.

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